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Kapitalmarktbericht Q2.2018: Zollstreit perlt weitgehend ab

Politischen Unwettern ist man nicht hilflos ausgesetzt. Die Erfahrung zeigt, dass am Ende doch fast immer die wirtschaftliche Vernunft siegt. So unangenehm das Säbelrasseln einzelner Akteure auch sein mag: Sowohl die Risiken eines offenen Handelskrieges wie auch die Sorgen um italienische Eskapaden lassen sich durch Diplomatie und Kompromissbereitschaft minimieren. Auch die Weltbank rechnet nach wie vor mit einem Wachstum der Weltkonjunktur. Selbst wenn politische Gewitter über den Sommer das Kursthermometer hin und wieder ausschlagen lassen: Für größere Sorgen gibt es mittel- bis langfristig keine ausreichende Grundlage.

Trotz des seitens der USA vom Zaun gebrochenen Zollstreits konnten sich die Börsen im zweiten Quartal behaupten. Aufgrund der robusten Entwicklung der Realwirtschaft kam es an den Märkten lediglich phasenweise zu Irritationen. Insgesamt scheinen sich diese nach wie vor auf dem Wachstumspfad zu befinden.

„America First“ lässt die Börsen kalt

Donald Trump hat erneut deutlich gemacht, dass er seine „America First“-Politik unbeirrt fortsetzen wird. Fast wöchentlich kam es daher zu neuen verbalen Spannungen, die zwar die Stimmung belasteten, aber die Aktienmärkte wenig beeindruckten.  Der DAX legte mit 1,7% zu und der S&P 500 mit 2,9%. Der Nikkei 225 stieg mit rund 4 Prozent sogar noch deutlicher. Der Wert des Euro zum US-Dollar gab hingegen nach. Aktuell notiert die europäische Währung bei 1,17 US-Dollar.

Euroland trotzt Misstönen aus Italien

Für deutsche Unternehmen sind die fundamentalen Rahmenbedingungen unverändert gut. Prognosen für die Unternehmensgewinne wurden sogar wieder leicht erhöht. Für kurzfristige Verstimmung sorgte zwar die Wahl in Italien. Nichtsdestotrotz zeigten sich die Börsen davon nur wenig beeindruckt. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute sehen die Eurozone nach wie vor auf dem Wachstumspfad. Aber: Ob sich die äußerst gute Entwicklung von 2017 wiederholt, bleibt abzuwarten. Dennoch erwarten die Wirtschaftsforschungsinstitute ein deutlich positives BIP-Wachstum von 1,7 bis 1,9 Prozent in den nächsten 12 Monaten.

USA: Gute Konjunkturdaten

Auch wenn diese Maßnahmen in erster Linie auf China abzielen, hat es die US-Regierung geschafft, mit ihrer „America First“-Politik global für Verstimmung zu sorgen. Wie auch immer dies ausgehen wird – auf der volkswirtschaftlichen Ebene stehen die USA derzeit sehr gut dar. Dies hat auch die Fed in ihrer Begründung zur jüngsten Leitzinserhöhung dargelegt. Die US-Wirtschaft befindet sich nach ihren Angaben nach wie vor auf einem guten und stabilen Weg. Der Arbeitsmarktbericht fiel – zum wiederholten Mal – gut aus. Auch die wichtigsten Stimmungsindikatoren sind nach wie vor auf hohem Niveau. Für 2019 sind daher bis zu zwei weitere Zinsanhebungen denkbar.

Schwellenländer stabil, Ölpreis hoch

Bei den Schwellenländern hat der drohende Handelskrieg ebenfalls zu keinen Erdbeben geführt. China als wichtigster Markt droht den USA naturgemäß mit Gegenmaßnahmen, ist aber an einer Verhandlungslösung interessiert. Vom Handelsstreit spüren die chinesischen Unternehmen nur wenig. Der Anstieg inländischer Aufträge scheint etwaige Außenhandelseinbußen wettzumachen.

Der Erdölpreis hat im dritten Quartal zugelegt. So liegt aktuell ein Barrel der Sorte Brent bei 79,32 US-Dollar. Grund: Einige Länder wie Venezuela und Iran waren nicht in der Lage, die ihnen zugeteilten Förderquoten zu erhöhen. Folgerichtig hat die OPEC in ihrer jüngsten Entscheidung klar gemacht, dass sie diese Ausfälle durch höhere Förderquoten ausgleichen will, womit sich der Preis wieder relativieren dürfte.

Grundsätzlich stellt der aktuell hohe Ölpreis für die Weltkonjunktur kein Risiko dar. Die Weltbank beispielsweise argumentiert, dass das aktuelle Preisniveau immer noch weit entfernt von historischen Höchstständen ist und somit keine direkte Gefahr für die Weltwirtschaft bestehe.

Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen

Nach den Wahlen in Italien gab es zeitweise Ängste vor einer neuen Eurokrise. Mit seiner angekündigten Ausgabenerhöhung ging Italien auf Konfrontationskurs zur stabilitätsorientierten EU-Kommission. Einen offenen Konflikt wird jedoch keiner riskieren. Nichtsdestotrotz gerieten Anleihen aus dem Bankensektor und insbesondere italienischen Unternehmen unter Druck. Zudem sorgt die Aussicht auf ein Ende der Anleihenkäufe seitens der EZB dafür, dass einige Investoren umschichten. Dennoch: Hervorragende Unternehmensgewinne im europäischen Sektor sind nach wie vor die Hauptstütze.

Fazit

Politischen Unwettern ist man nicht hilflos ausgesetzt. Die Erfahrung zeigt, dass am Ende doch fast immer die wirtschaftliche Vernunft siegt. So unangenehm das Säbelrasseln einzelner Akteure auch sein mag: Sowohl die Risiken eines offenen Handelskrieges wie auch die Sorgen um italienische Eskapaden lassen sich durch Diplomatie und Kompromissbereitschaft minimieren. Auch die Weltbank rechnet nach wie vor mit einem Wachstum der Weltkonjunktur. Selbst wenn politische Gewitter über den Sommer das Kursthermometer hin und wieder ausschlagen lassen: Für größere Sorgen gibt es mittel- bis langfristig keine ausreichende Grundlage.

 

 

Haftungsausschluss: Der Claritos Quartalsbericht stellt keine Kaufaufforderung dar. Wir weisen darauf hin, dass wir vor einem Kauf in jedem Fall die Teilnahme an einer Beratung empfehlen, die Ihre Anlegerinteressen analysiert, auf mögliche Risiken hinweisen wird, und aus der eine fundierte Produktempfehlung folgt.

Von Ákos Benkö

Seit mehr als 25 Jahren bin ich beruflich mit Finanzdienstleistungen beschäftigt: bei der Hannover Rück und viele Jahre als Geschäftsstellenleiter bei MLP bevor ich 2002 mit Jochen Sturtzkopf die auf die Finanzberatung von Akademikern spezialisierte LOYAS Private Finance AG gegründet habe. 2007 habe ich das Unternehmen verkauft.

2009 habe ich zusammen mit Johannes Zeyse die Claritos - Sozietät für Finanzplanung & Handel gegründet. Mein Themenschwerpunkt ist Investieren in Immobilien.

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