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Investment: aktuelle Markteinschätzung Ägypten

Investoren in Nordafrika sollten von kurzfristigen Wertkorrekturen, speziell in Portfolios, die diese spezifische Region abdecken, ausgehen. Sollten andere Länder in der Region angesteckt werden, könnte die weltweite Wirtschaft, und dementsprechend Aktien weltweit, hierunter leiden.

Auch gestern fanden sich wieder tausende von Demonstranten in Kairo ein, um trotz eines Versammlungsverbots, gegen die ägyptische Regierung und vor allem gegen Muhammed Hosni Mubarak zu demonstrieren. Sie fordern einen besseren Lebensstandard. Die Demonstrationen sind eine Fortsetzung der Entwicklungen in Tunesien, die durch die Wikileaks Veröffentlichungen zum Thema Korruption begonnen hatten. Für heute ist ein „One Million March“ vorgesehen. Beobachter gehen davon aus, das Mubarak diesem Druck nicht lange standhalten können wird. Es gibt Meinungen, dass Mubarak schon morgen die Regierung niederlegen könnte.

Schon jetzt haben die Demonstrationen starke Auswirkungen auf die Wirtschaft Ägyptens. Plünderungen haben stattgefunden. So sind zum Beispiel 2 Filialen der Metro AG den Plünderern zum Opfer gefallen. Die Produktionsstätten von Statoil, Volkswagen und Nissan sind bis auf Weiteres stillgelegt worden. Man geht aber davon aus, dass der Suezkanal auch weiterhin befahren werden kann.

Auch die Staatsfinanzen sind betroffen. Moody’s hat die Bonität Ägyptens von Ba1 auf Ba2 mit negativem „Outlook“ herabgestuft und man geht davon aus, dass auch andere Ratingagenturen dem Beispiel folgen werden. Die CDS Prämien (Ausfallversicherung) für Ägyptische Staatsanleihen handeln auf Rekordhöhen und suggerieren das ägyptische Staatsanleihen eine riskantere Investition sind als irakische Staatsanleihen. Das Budgetdefizit von Ägypten liegt derzeit bei 8,1%. Ziele, das Defizit bis 2015 auf 3% zu reduzieren, könnten in Gefahr geraten, da die Regierung durch die Unruhen gezwungen sein könnte, eine losere Geldpolitik zu verfolgen. Eine für diese Woche angesetzte Auktion für Ägyptische Staatsanleihen wird höchstwahrscheinlich nicht stattfinden. Bisher liegt aber genügend Liquidität vor, um kurzfristige Verpflichtungen zu bedienen. Die größten Investoren für ägyptische Staatsanleihen sind französische (USD 17,6 Mrd.) und britische (USD 10,7 Mrd.) Banken. Insgesamt haben europäische Banken USD 40 Mrd. in Ägyptische Staatsanleihen investiert.

Die Ägyptische Börse blieb heute den 2. Tag in Folge geschlossen, nachdem der Leitindex (EGX30) in der letzten Woche um 16% gefallen war. Die weltweiten Kapitalmärkte reagierten mit erhöhten Risikoprämien auf diese Entwickelungen. Es bleibt unklar inwiefern Länder wie Iran, Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien und Israel von der Krise betroffen sein werden. Es wird befürchtet, dass die globale Erholung ins stocken geraten könnte. Zur Erinnerung, 50% der weltweiten Ölreserven befinden sich in dieser Region. Der Ölpreis (WTI März11 Kontrakt) stieg seit Donnerstag um 5,6% und die Geldmarktraten für Schwellenländer steigen so schnell wie seit 2008 nicht mehr.

Die Entwicklung in Ägypten und im Mittleren Osten sollte weiterhin genau beobachtet werden. Mubarak hat das gesamte Kabinett entlassen und ein neues eingesetzt. Die Demonstranten konnten hierdurch nicht beruhigt werden. Sollte Mubarak Neuwahlen ausrufen, wird vermutet, dass die bisher verbotene Partei, Muslimische Bruderschaft, die Wahlen gewinnen könnte. Allerdings hat Ägypten mittlerweile seit 60 Jahren eine Regierung, die durch Ex-Militärs gebildet wird und es bleibt abzuwarten ob sich das Militär so einfach aus der Macht verdrängen lassen wird.

Fazit: Sollten die Unruhen in Ägypten zu einem schnellen Ende kommen und andere Länder in der Region nicht von den Unruhen angesteckt werden, werden sich die Risikoprämien wieder reduzieren. Man sollte aber trotzdem von kurzfristigen Wertkorrekturen, speziell in Portfolios, die diese spezifische Region abdecken, ausgehen. Sollten andere Länder in der Region angesteckt werden, könnte die weltweite Wirtschaft, und dementsprechend Aktien weltweit, hierunter leiden.

Von Johannes Zeyse

2010 habe ich zusammen mit Ákos Benkö Claritos gegründet, um Klarheit ins Thema Finanzen und Versicherungen für unsere Kunden zu bringen. Mein fachliches Interesse gilt insbesondere dem Thema faire Produkte und nachhaltige Geldanlage. 2015 habe ich mich als Generationberater (IHK) qualifiziert, um meinen Kunden eine adäquate Begleitung in Sachen Ruhestands- und Nachfolgeplanung zu ermöglichen.

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