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Japan nach dem Beben

Bis zu 10.000 Todesopfer, ungezählten Verletzte und Obdachlose, verheerende Schäden der Infrastruktur und Explosionen in Atomkraftwerken, die möglicherweise zur Kernschmelze in bis zu drei Reaktoren führen können – das ist die grausame Zwischenbilanz des Erbebens, das Japan am Freitag , 11. März 2011 heimgesucht hat. Mit einem Wert von 9 auf der Richterskala* ist es das bisher stärkste dort gemessene Beben. Wir haben uns gefragt, ob es richtig ist, an dieser Stelle nüchtern über Folgen einer Naturkatastrophe zu berichten. Für viele Menschen ist es allerdings hilfreich, sich rational mit den Folgen und Ursachen auseinander zu setzen, um eine solche Schreckensnachricht zu verarbeiten. Für Sie ist diese Meldung gedacht.

Bis zu 10.000 Todesopfer, ungezählten Verletzte und Obdachlose, verheerende Schäden der Infrastruktur und Explosionen in Atomkraftwerken, die möglicherweise zur Kernschmelze in bis zu drei Reaktoren führen können – das ist die grausame Zwischenbilanz des Erbebens, das Japan am Freitag , 11. März 2011 heimgesucht hat. Mit einem Wert von 9 auf der Richterskala* ist es das bisher stärkste dort gemessene Beben. Wir haben uns gefragt, ob es richtig ist, an dieser Stelle nüchtern über Folgen einer Naturkatastrophe zu berichten. Für viele Menschen ist es allerdings hilfreich, sich rational mit den Folgen und Ursachen auseinander zu setzen, um eine solche Schreckensnachricht zu verarbeiten. Für Sie ist diese Meldung gedacht.

Direkte Schäden Abgesehen von der menschlichen Tragödie hat die Wirtschaft des Landes, insbesondere die Infrastruktur signifikante Schäden durch die Naturkatastrophe davongetragen. Bis zu zehn Atomkraftwerke, die zusammen zwischen 5 bis 10% der Energie des Landes produzieren, sollen vom Netz gegangen sein, eine erhöhte Nachfrage Japans am Weltmarkt für fossile Brennstoffe zu erwarten.

Zwar erbringt die betroffene Kernregion des Erdbebens in Tohoku mit einem Anteil von 2% nur einen geringen Teil der japanischen Wirtschaftsleistung, aber die Nachbarregionen stehen für 16,5% der Wirtschaftleistung und rund 20% des Lohneinkommens, und auch dort  haben Erschütterungen der Stärke 5 große Schäden angerichtet. Man sollte die möglichen Auswirkungen daher nicht unterschätzen, zumal die Folgen der nuklearen Bedrohung überhaupt nicht abschätzbar ist.

Durch eine vor Ort aktive Kapitalanlagegesellschaft wissen wir, dass die Produktionskapazitäten in der Region nicht wesentlich sind, und dass die Auslastung in den nicht vom Erdbeben betroffenen Gebieten eine Kompensation zulassen. Der Produktionsausfall sollte sich in Abhängigkeit von der Elektrizitätsversorgung in Grenzen halten.

Folgen Man darf davon ausgehen, dass Japan erhebliche Anstrengungen unternehmen wird, die zerstörte Region wieder aufzubauen. Die mit dem Erdbeben in Kobe im Januar 1995 in Verbindung zu bringenden Kosten beliefen sich damals auf rund USD 120 Mrd. für das Land. Schätzungen gehen davon aus, dass das jüngste Erdbeben und der darauf folgende Tag größere Schäden angerichtet hat und sich die Kosten auf USD 150 – 200 Mrd. belaufen könnten. Dies kommt einem massiven Konjunkturprogramm gleich, mit dem mittelfristig gerechnet werden kann.

Finanzierung Japan ist mit einer Verschuldung von 220% des BIP eines der am höchsten verschuldeten Länder der Welt – zum Vergleich: im Falle Griechenlands sind es 120% Staatsverschuldung. Es stellt sich die berechtigte Frage, ob sich Japan ein Konjunkturprogramm dieser Größenordnung überhaupt leisten kann? Unsere Antwort lautet: Ja. Japanische Investoren sind mit USD 3 Billionen die weltweit größten Gläubiger überhaupt und schon am Freitag deutete der steigende Yen-Kurs darauf hin, dass japanische Investoren weltweit Kapital abziehen, um auf Investitionsbedürfnisse in ihrem Land reagieren zu können.

Fazit Unser Analyseteam geht von kurzfristig negativen Wachstumszahlen in Japan aus. Auch der Aktienmarkt muss seinen Boden erst einmal finden. Seit Freitag ist der Nikkei 225 um 16% gefallen. Mittel- bis langfristig aber dürfte das japanische Wirtschaftswachstum in Folge der
zu erwartenden Wiederaufbauanstrengungen stärker als gewohnt ausfallen und dementsprechend die Entwickelung der Aktienmärkte. Das derzeitige niedrige Zinsumfeld dürfte sich als positiver Faktor für eine schnelle Erholung erweisen. Ein Investment in den Japanischen Markt sollte allerdings in einer EUR gehedgten (=gegen Währungsschwankungen abgesicherten) Variante stattfinden, da damit gerechnet werden kann das die Bank of Japan versuchen wird die Währung zu schwächen um bessere Wachstumsimpulse für die Japanische Wirtschaft zu geben.

Die Preise für fossile Brennstoffe, insbesondere für Kohle und Erdgas dürften auf Grund der erhöhten Nachfrage aus Japan mittelfristig steigen. Ein weiterer Preistreiber für fossile Brennstoffe dürfte der neu erstakte politische Wille der westlichen Welt sein, allen voran Deutschland, den Nutzen der Atomenergie noch einmal zu überdenken. Ausserdem dürften sich die zusätzlichen Kosten negativ auf  Energieversorgungsunternehmen auswirken. Nach dem Entscheid der Bundesregierung, den Austieg vom Austieg nocheinmal zu überdenken,
stieg der Preis für CO2 Emissionsrechete (Dezember 2012 Kontrakt) seit Montag um bis zu 7,5%. Wenn zukünftig weniger Energie über CO2
neutrale Nuklearkraftwerke generiert wird, werden mehr konventionelle Methoden der Energiegewinnung verwendet werden müssen.

Ausserdem muss damit gerechnet werden, das der Abzug japanischer Liquidität mittelfristig einen negativen Einfluss auf die globalen Anleihe-Märkte haben dürfte.

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* der Logarithmus der Richterskala basiert auf zehn: ein Beben der Stärke 8 ist damit zehnmal so stark wie ein Beben der Stärke 7 und 100 mal so stark wie ein Beben der Stärke 6.

Von Johannes Zeyse

2010 habe ich zusammen mit Ákos Benkö Claritos gegründet, um Klarheit ins Thema Finanzen und Versicherungen für unsere Kunden zu bringen. Mein fachliches Interesse gilt insbesondere dem Thema faire Produkte und nachhaltige Geldanlage. 2015 habe ich mich als Generationberater (IHK) qualifiziert, um meinen Kunden eine adäquate Begleitung in Sachen Ruhestands- und Nachfolgeplanung zu ermöglichen.

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