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Etwas mehr japanische Gelassenheit, bitte.

Die Hektik an den Aktienmärkten zeigt starke Übertriebungen. Die derzeitigen Kursrückgänge in Deutschland und Europa sehen wir als erneute Einstiegschance für diejenigen, die den bisherigen Aufschwung verpasst haben. Ein antizyklischer Zukauf von japanischen Aktien ist zu dieser Zeit allerdings sehr spekulativ, da das atomare Risiko schwer einzuschätzen ist.

Zu Japan: Japan liegt in einem erdbebengefährdeten Gebiet. Das Ausmaß der Erschütterung und insbesondere die atomaren Gefahren, die daraus folgten, waren überraschend. Zieht man die Erfahrungen nach dem letzten schweren Beben von Kobe zu Rate, so mag der 6% Kursrückgang vom Montag nachvollziehbar, die 10% von Dienstag aber nur schwerlich.

Den Einbußen durch die geschwächte Infrastruktur stehen Wiederaufbaumaßnahmen entgegen. Das zerstörte Erdbebengebiet ist ein nur relativ geringer Wirtschaftsfaktor in Japan, Tokyo ist weniger stark erschüttert worden und das Ausmaß der Erschütterung ist für dortige Verhältnisse moderat gewesen, so dass nicht von allzu bösen infrastrukturellen Überraschungen ausgegangen werden kann.

Der jüngste Kurssturz liegt natürlich an den möglicherweisen verheerenden atomaren Entwicklungen. Nun ist die Nachrichtenlage hierzu durch Angst geprägt und ziemlich undurchsichtig. Solange die Strahlenbelastung das Leben in Tokyo und anderen relevanten Regionen nicht nachhaltig belastet und die Exportindustrie nicht schweren Schaden nimmt (verstrahlte Güter, Stillstand bei Arbeit, etc.),  gibt es Anlass zur Annahme, dass sich die Dinge relativ schnell wieder normalisieren könnten. Unseres Erachtens deutet die Nachrichtenlage durchaus darauf hin, es bleibt aber natürlich ein hohes Risiko und erklärt daher auch die Kursentwicklung.

Zu den Märkten: Japan ist ein wichtiger Konsument von Gütern und somit leiden naturgemäß Exporteure von Produkten, die in Japan stark nachgefragt werden (z.B. Luxusgüter). Ferner leidet der Versicherungs- und v.a. Rückversicherungssektor. Dennoch ist der derzeit stattfindende breite Verkauf in Europa und den USA übertrieben. Denn Japan war nie der Kandidat, der der Weltwirtschaft entscheidende Impulse geben sollte. Vielmehr ist der japanische Exportsektor die offensivste Wette auf eine Erholung in den USA. In Japan ist derjenige investiert, der an eine Erholung in den USA glaubt. Die US-Erholung sollte nicht von der Japankrise betroffen sein, auch wenn kurzfristig das Stimmungsbild bei Konsumenten und Unternehmen schwanken mag.

Generell erachten wir den deutlichen Marktrückgang außerhalb Japans für zum großen Teil übertrieben. Die wirtschaftliche Erholung machte zuletzt einen relativ stabilen Eindruck. Leichte Inflationstendenzen wirken zu diesem Zeitpunkt eher unterstützend als hindernd, schließlich wurden deflationäre Risiken gerade erst vermieden. Eine erneute Rezession wegen Japan wagen wir auszuschließen.

Daraus folgt, dass wir die derzeitigen Kursrückgänge in Deutschland und Europa als erneute Einstiegschance für diejenigen sehen, die den bisherigen Aufschwung verpasst haben. Ein antizyklischer Zukauf von japanischen Aktien ist zu dieser Zeit allerdings sehr spekulativ, da das atomare Risiko schwer einzuschätzen ist.

Von Johannes Zeyse

2010 habe ich zusammen mit Ákos Benkö Claritos gegründet, um Klarheit ins Thema Finanzen und Versicherungen für unsere Kunden zu bringen. Mein fachliches Interesse gilt insbesondere dem Thema faire Produkte und nachhaltige Geldanlage. 2015 habe ich mich als Generationberater (IHK) qualifiziert, um meinen Kunden eine adäquate Begleitung in Sachen Ruhestands- und Nachfolgeplanung zu ermöglichen.

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