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Finanzmarkt: Entwicklung Mittlerer Osten – Auswirkungen weltweit

Der hohe Ölpreis ist derzeit nicht gerechtfertigt. Wir sehen daher derzeit kein Risiko, dass ein signifikant höherer Ölpreis die sich erholende Konjunktur der Weltwirtschaft mittelfristig im übertriebenen Maß beeinflussen wird. Ein sinkender Ölpreis würde sich dagegen positiv auf das Weltwirtschaftswachstum auswirken. Die Jasminrevolution ist mittlerweile in den Kursen der regionalen Börsen ausreichend eingepreist. Die Wachstumserwartungen an die Region waren noch zu Anfang des Jahres überdurchschnittlich hoch. Wir sehen die Märkte dieser Region aufgrund der stattgefundenen Korrekturen attraktiv bewertet. Der MSCI EMEA TR hat derzeit ein KGV von 10,6x. Wir erwarten, dass sich das langfristige Wachstum, insbesondere in einem demokratischen Umfeld, wie erwartet positiv entwickeln wird.

Im Januar 2011 begannen Unruhen im Nahen und Mittleren Osten, die bis heute die Regierungen der Arabischen Welt erschüttern. Die Proteste wurden zum einen durch die seit August 2010 ansteigenden Lebensmittelpreise, zum anderen durch Veröffentlichungen von Wikileaks ausgelöst. Am 28. Januar musste die tunesische Regierung unter Ben Ali weichen, kurze Zeit später trat Ministerpräsident Mubarak in Ägypten nach tagelangen Demonstrationen zurück. Es folgten Proteste in Marokko, Algerien, Libyen, Bahrain, Jordanien, Irak, Jemen und Saudi Arabien.

Die wohl negativste Entwicklung ist in Libyen zu beobachten. Da Muammar (Abu Minyar) al-Quaddhafi nicht bereit war, die Regierungsgeschäfte abzugeben, ist dort ein Bürgerkrieg ausgebrochen, in dem schlecht ausgebildete Rebellen unterstützt durch Luftangriffe der NATO gegen die Regierung kämpfen. Ohne den Einsatz von Bodentruppen wird man allerdings nicht mit einem schnellen Ende dieses Krieges rechnen können. Auch im Jemen besteht ein signifikantes Risiko, dass ein Bürgerkrieg ausbrechen könnte. Auf Unruhen im Norden des Landes wurde bereits mit militärischen Eingriffen reagiert.

Folgen für die Finanzmärkte

Die arabische Welt ist für die Weltwirtschaft vor allem aufgrund ihres Ölreichtums wichtig. Als die Revolutionen begannen, war das Interesse der Öffentlichkeit eher gering, auch unmittelbare Auswirkungen auf den Kapitalmarkt waren nicht zu erkennen. Erst als die Proteste in Ägypten begannen und Hunderttausende gegen Husni Mubarak auf die Straße gingen, änderte sich die internationale Wahrnehmung, da Ägypten als einer der wichtigsten strategischen Partner der USA im Mittleren Osten in der Vergangenheit eine maßgebliche Rolle für die Stabilität der Region gespielt hatte. Darüber hinaus kontrolliert Ägypten den Suezkanal, eine Hauptverkehrsader für den internationalen Handel, deren Schließung den Warenaustausch stark belastet hätte.

Offensichtlich wurde den Marktteilnehmern bewusst, dass die Proteste weitergehen könnten, wenn nach Tunesien auch Ägypten fällt. In Folge stieg der Ölpreis um rund 9% und als nach Ägypten Libyen folgte, stieg der Ölpreis noch einmal deutlich an. Libyen ist das Land mit den größten nachgewiesenen Ölreserven in Afrika und ein wichtiger Versorger der Europäischen Union. Man geht davon aus, dass steigende Ölpreise einen negativen Effekt auf die Weltwirtschaft haben. Insgesamt legte der Ölpreis seit Jahresanfang um etwa 30% oder 29 US-Dollar pro Barrel zu.

Folgen für die Weltwirtschaft

1. Wirtschaftswachstum

Die Meinungen dazu, inwiefern die Schwankungen des Ölpreises die Weltwirtschaft  beeinflusst, gehen teils deutlich auseinander. Heute rechnet die Weltbank, dass ein Anstieg des Ölpreises um 10% eine Verringerung des Wachstums in den entwickelten Ländern von 0,2 bis 0,4% bewirkt.

2. Inflation

Laut Studien von Goldman Sachs ist der Einfluss des Ölpreises auf die Inflation eher marginal. Danach erhöht eine Steigerung des Ölpreises um 10% die Inflation in den entwickelten Ländern um 0,3% im ersten und um 0,2% im zweiten Jahr. In einer Rede im Jahr 2004 sagte Ben Bernanke, dass der Einfluss des Ölpreises auf die Inflation seit 1984 stark gesunken sei, da Öl nur noch 15% der Produktionskosten der Firmen im S&P 500 ausmachen.

3. Stabilität in Saudi-Arabien

Die politische Stabilität in Saudi-Arabien ist für die Entwicklung des Ölpreises von größter Wichtigkeit. Libyen hat im Jahr 2010 im Durchschnitt 1,6 Millionen Barrel Öl am Tag produziert, im März 2011 lag die tägliche Fördermenge bei durchschnittlich 390.000 Barrel, so dass der Produktionsverlust bei rund 1,2 Millionen Barrel am Tag liegt. Saudi Arabien hat zu Beginn der Krise versichert, die geringere Produktion Libyens durch die Verwendung eigener Überkapazitäten zu kompensieren und zusätzliche 2 Millionen Barrel Öl am Tag in den Markt geliefert. Man geht davon aus, dass Saudi-Arabien eine Überkapazität von etwa 4 Millionen Barrel pro Tag hat, so dass immer noch 2 Million Barrel Überkapazität pro Tag verbleiben.

Der saudische Ölminister Ali al Naimi äußerte sich am Dienstag, dem 19. April 2011, besorgt und vertrat die Meinung, dass der hohe Ölpreis derzeit nicht gerechtfertigt ist, da sich zum einen die Nachfrage aus Japan vorerst deutlich verringert hat und zum anderen das Angebot im Markt durch die Nutzung der saudischen Ölüberkapazitäten konstant geblieben ist.

Tatsächlich gibt es derzeit zwei Risiken, die wirksam werden könnten – zum einen die politische Stabilität Saudi-Arabiens, zum anderen die Möglichkeit, dass ein weiterer wichtiger Ölproduzent ausfällt. Saudi-Arabien selbst erscheint im Augenblick sehr stabil. Nur sehr wenige Bürger scheinen Revolten wie die in Tunesien und Ägypten zu unterstützen. Ein für den 11. März 2011 angesetzter „Tag der Wut“ etwa verging ereignislos, nur rund 200 Bürger kamen zu Protesten zusammen, während in Ägypten ein vergleichbarer Aufruf hunderttausende Menschen auf die Straße brachte.

Die Risiken für Saudi-Arabien liegen vielmehr in den angrenzenden Ländern. In Bahrain finden seit Wochen Proteste statt. Das Land wird größtenteils von Schiiten bewohnt, die auch im ölreichen Süden von Saudi-Arabien die Bevölkerungsmehrheit bilden und im Iran an der Macht sind. Der Iran möchte seinen politischen Einfluss im Mittleren Osten vergrößern und hat als Gegenspieler Saudi-Arabiens ein Interesse daran, die Unruhen in Bahrain zu fördern in der Hoffnung, dass die Unruhen auf Saudi-Arabien übergreifen. Saudi-Arabien wiederum hat kürzlich Truppen nach Bahrain geschickt, um die dortige Regierung darin zu unterstützen die Ruhe wiederherzustellen.

Ein weiterer Nachbar Saudi-Arabiens ist der Jemen, der auch überwiegend von Schiiten bewohnt ist. Im Norden des Landes, im saudisch-jemenitischen Grenzland haben sich die „Al Houthi“-Rebellen erhoben, die ebenfalls von Iran gefördert werden, was zu einem Bürgerkrieg führen könnte, der den schiitischen Süden Saudi-Arabiens ansteckt. Gespräche mit dem Fondsmanagement des BlackRock New Energy Fund ergaben, dass derzeit allerdings mit keinem Produktionsausfall in Saudi Arabien zu rechnen ist.

Sehr viel präsenter ist das Risiko des Ausfalls eines weiteren wichtigen Ölproduzenten: Nigeria. Der Angriff auf Öl-Pipelines in Nigeria und die Verschiebung der dortigen Präsidentschaftswahlen haben den Markt in Sorge versetzt. Nigeria produziert rund 2 Million Barrel Öl am Tag. Sollte das Land als Ölproduzent ausfallen, würde der Ölpreis signifikant ansteigen und die verbleibenden saudischen Überkapazitäten würden restlos aufgebraucht werden. Daher ist es von großer Wichtigkeit zu erkennen, wie groß das Risiko von Ausfällen in Saudi-Arabien wirklich ist.

In Nigeria haben militante Gruppen im letzten Jahr ihre Waffen abgegeben, so dass das Militär die einzig bewaffnete Gruppe in Nigeria ist. Es gibt derzeit keine religiösen Spannungen in Nigeria. Der ölreiche Süden ist eher christlich, der Norden eher muslimisch, beide Gruppen leben friedlich miteinander. Der augenblickliche Präsident des Landes Jonathan Goodluck ist Christ, der Präsidentschaftskandidat der Opposition Moslem und Ex-Militär und bekannt dafür, sehr streng gegen Korruption vorzugehen. Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen hat diese Woche stattgefunden und Jonathan Goodluck als Sieger hervorgebracht. Eine Stichwahl wird im Mai stattfinden. Keine Partei hat ein Interesse daran, die Ölförderung zu unterbinden. Die Angriffe auf die Öl-Pipelines wurde von unzufriedenen Bürgern der MENA-Region verübt, die ihren Lebensraum durch die Öl-Förderung zerstört oder wenigstens stark negativ beeinträchtigt sehen. Hierfür sind bisher keine Entschädigungen geleistet worden.

Fazit

Wir gehen davon aus, dass der hohe Ölpreis derzeit nicht gerechtfertigt ist. Dies deckt sich mit einer kürzlich von Goldman Sachs veröffentlichten Studie. Wir sehen daher derzeit kein Risiko, dass ein signifikant höherer Ölpreis die sich erholende Konjunktur der Weltwirtschaft mittelfristig im übertriebenen Maß beeinflussen wird. Ein sinkender Ölpreis würde sich dagegen positiv auf das Weltwirtschaftswachstum auswirken.

Die Jasminrevolution ist mittlerweile in den Kursen der regionalen Börsen ausreichend eingepreist. Die Wachstumserwartungen an die Region waren noch zu Anfang des Jahres überdurchschnittlich hoch. Wir sehen die Märkte dieser Region aufgrund der stattgefundenen Korrekturen attraktiv bewertet. Der MSCI EMEA TR hat derzeit ein KGV von 10,6x. Wir erwarten, dass sich das langfristige Wachstum, insbesondere in einem demokratischen Umfeld, wie erwartet positiv entwickeln wird.

Produkte

Als Ergebnis einer quantitativen Analyse haben wir in Zusammenarbeit mit unserem Investment-Dienstleister Argentos die folgenden Produkte ausgewählt, die von der Entwicklung in der Region profitieren können:

  • Fidelity Funds – EMEA Fund A (EUR)
  • JPM Emerging Europe, Middle East and Africa Equity A acc – USD
  • ING (L) – Middle East & North Africe P Cap. EUR

Wir haben in unserer Analyse 16 Produkte geprüft. Die längste gemeinsame Laufzeit ist 1 Jahr. Über diese Periode konnte sicht das Produkt von Fidelity und JP Morgan behaupten. Welche beide als Investment Region Europa, den Mittleren Osten und Afrika haben. Über die Gesamtlaufzeit konnten sich das Produkt von ING und Silk Invest durchsetzen die sich ausschließlich auf den Mittleren Osten und Afrika konzentrieren. Die unterschiedlichen Anlageregionen führen hierbei zu den unterschiedlichen Ergebnissen. Während das ING Produkt sich sehr stark auf den Mittleren Osten konzentriert und durch die kürzlichen Unruhen in der Region stark abgestraft wurde, sind die Produkte von Fidelity und JP Morgen breiter diversifiziert.

 

Disclaimer: diese News stellt keine Kaufaufforderung dar. Sie ersetzt keine ausführliche fundierte Beratung.

Von Ákos Benkö

Seit mehr als 25 Jahren bin ich beruflich mit Finanzdienstleistungen beschäftigt: bei der Hannover Rück und viele Jahre als Geschäftsstellenleiter bei MLP bevor ich 2002 mit Jochen Sturtzkopf die auf die Finanzberatung von Akademikern spezialisierte LOYAS Private Finance AG gegründet habe. 2007 habe ich das Unternehmen verkauft.

2009 habe ich zusammen mit Johannes Zeyse die Claritos - Sozietät für Finanzplanung & Handel gegründet. Mein Themenschwerpunkt ist Investieren in Immobilien.

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