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Inflation² (2/2)

Versicherung von Wohngebäuden 2023

Teil 2: Ursachen der Beitragsanpassung

Warum steigen im kommenden Jahr die Beiträge der Wohngebäudeversicherung so immens? Für diese Entwicklung gibt es mehrere Ursachen: Naturgefahren, Rohstoffpreise, Energiekosten, Materialknappheit und Auslastung der Baubetriebe.

In Teil 2 möchte ich einen Überblick über die Schaden- und Kostenentwicklungen geben.

Naturgefahren & Elementarschäden

Sommer 2021: das Tief Bernd brachte Regen ohne Ende. Bis zu 240 l / m² bescherten Eifel, Landkreis Ahrweiler und dem oberbergischen Land die größte Flutkatastrophe seit Jahrzehnten in Deutschland. Über 220 Menschen verloren dabei ihr Leben. Der Gesamtschaden durch die Flutkatastrophe 2021 schätzt die Gesellschaft der Deutschen Versicherer (GDV) auf 8,2 Milliarden Euro.

Im Vergleich dazu betrug die Gesamtschadenlast Elementarschäden (zu diesen zählen Überschwemmungen) im Jahr davor (2020) „nur“ 1,6 Milliarden Euro.

Die 8,2 Milliarden Euro werden von den Versichern getragen. Dazu sind sie da und benötigen auch nicht unser Mitleid. Die enorme Ausgabensteigerung dieses einen Großschadenereignisses „Bernd“ zeigt aber die Dimension von Schäden durch Unwetter. Und die generelle
Eintrittswahrscheinlichkeit von Naturgefahren nimmt zu.

Zwar ist eine Jahrhundertflut nicht jedes Jahr zu erwarten, doch aufgrund von Klimawandel und Flächenversiegelung nimmt die Häufigkeit der Ereignisse zu. Versicherer müssen also nicht nur mit den Folgen von bereits ereigneten Schäden fertig werden, sondern für die Zukunft mit mehr Ausgaben durch Elementarschäden rechnen und dies bei Ihrer Prämienkalkulation berücksichtigen (GDV: Naturgefahren).

Die sog. Combined Ratio (Verhältnis von Prämieneinnahmen zu Ausgaben als Summe von Geschäftskosten und Schadenzahlungen) betrug 2021 139,2 Prozent. Kurz gesagt: jeden Euro Einnahmen mussten die Gebäudeversicherer in diesem Jahr 1,4 mal ausgeben.

Rohstoffpreise & Baukosten

Die Baubranche ist von verschiedenen Preissteigerungen betroffen. Neben den Energiekosten sind die Rohstoffpreise stark gestigen. Einige Beispiele:

  • Aluminium (48 Prozent),
  • Kunststoffe (48 Prozent),
  • Eisenmetalle und Stahl (48 Prozent) sowie
  • Holz, Papier und Zellulose (40 Prozent).“

Neben den Preissteigerung führen zusätzlich verlängerte Lieferzeiten, geringere Rohstoffverfügbarkeit sowie eine erhöhtes Risiko für Lieferausfälle zu Verzögerungen und damit zu Preissteigerungen (Quelle: wlw inside business).

Ursachen der Preissteigerungen

Wieso kam es zu Kostensteigerung bei den Schadenbeseitigungskosten? Im Jahr 2020 mussten zahlreiche Firmen Lieferengpässe, Ausfälle, Teilzeit oder schlimmstenfalls auch Insolvenzen bewältigen. Die Baubranche kann mit Homeoffice wenig anfangen, da es nun einmal in der Natur der Aufgabe liegt, vor Ort zu sein und zu bauen.

2021 nahm die Zahl der genehmigten Neubauten zu, eine Entwicklung die zusätzlich den Kampf um knappe Güter und Dienstleistungen befeuert. Und im Jahr 2022 führte der Krieg Russlands zu steigenden Energiepreisen, sich wieder verschärfenden Lieferengpässen und Verzögerungen.

Aus diesen und anderen Faktoren resultiert die Inflation, die nun auch die Versicherungen betrifft. So stieg der Baupreisindex für Wohngebäude nochmals um 16,5 %.

Was folgt daraus?

Der Anpassungsfaktor in der Wohngebäudeversicherung für 2023 liegt bei 14,73%. Um diesen Faktor wird Ihre Prämie steigen. Zusätzlich werden einige, ggf. sogar die meisten Wohngebäudeversicherer die Prämie anpassen, um die Ausgabensteigerung abzufangen. Wir haben einige Marktteilnehmer gefragt:

  • Barmenia je nach Tarif zusätzlich 5 – 7%
  • Baloise zusätzlich 5,5%
  • Condor zusätzlich 15%
  • Die Bayerische zusätzlich 15%
  • Interlloyd VGV-Eurosecure zusätzlich 15%
  • Rhion digital zusätzlich 8,9%
  • VHV zusätzlich 10%

Ihre Optionen

Als kompetenter Versicherungsmakler begleiten wir Sie bei der Vertragsanpassung. Zusammen können wir überprüfen, ob sich für Sie relevante Änderungen in der vergangenen Zeit ergeben haben oder weitere Leistungsbausteine integriert werden sollen.

Was können Sie tun, um die Prämie zu senken?

  1. Prüfen Sie mit uns, ob Sie auf einzelne Leistungen zukünftig verzichten können.
  2. Sind Sie bereit im Schadenfall eine Selbstbeteiligung zu übernehmen? Dann können wir (abhängig vom Versicherer) ggf. einen Nachlass vereinbaren.
  3. Einzelne Versicherer bieten Bündelnachlässe, wenn Sie zusätzlich zur Gebäudeversicherung ein, zwei, drei weitere Verträge bei ihm abschließen.
  4. Wurde Ihr Haus umfassend saniert (Dach, Elektroleitungen, Heizung inkl. Wasserleitungen)? Dann gewährt Ihnen Ihr Versicherer einen Nachlass, weil die Schadenwahrscheinlichkeit sinkt.

Von Johannes Zeyse

2010 habe ich zusammen mit Ákos Benkö Claritos gegründet, um Klarheit ins Thema Finanzen und Versicherungen für unsere Kunden zu bringen. Mein fachliches Interesse gilt insbesondere dem Thema faire Produkte und nachhaltige Geldanlage. 2015 habe ich mich als Generationberater (IHK) qualifiziert, um meinen Kunden eine adäquate Begleitung in Sachen Ruhestands- und Nachfolgeplanung zu ermöglichen.

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